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Dienstag, 03 April 2018

Hautdiphtherie: Mehr Infektionen durch Haustiere?

Mikrobiologie

Hautdiphtherie: Mehr Infektionen durch Haustiere?

In Deutschland steigt möglicherweise die Zahl von zoonotischen Infektionen mit Corynebacterium ulcerans, das auch von Haustieren übertragen werden kann. Im Konsiliarlabor für Diphtherie am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wurden zwischen 2011 und 2016 in 66 Isolaten C. ulcerans nachgewiesen ‒ 56 Proben waren von Haut oder Weichteilen entnommen worden. Lediglich sechs Isolate stammten aus dem Mund-Rachen-Raum ‒ dem üblichen Ausgangsort einer Diphtherie.

Nach Angaben von Anja Berger (LGL) wurde bei 56 von 66 Isolaten das „tox“-Gen ermittelt. Weitere 44 Proben stammten von Wildschweinen (18 Isolate), Zoo-Ratten (zehn Isolate), Fuchs, Biber und Affe (jeweils ein Isolat) sowie von Hunden und Katzen (13 Isolate). Die Haustiere sind somit als Überträger von C. ulcerans relevant, denn einerseits konnten Übertragungen von Mensch-zu-Mensch bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden und andererseits wurden die Infektionen in den meisten Fällen im Inland erworben, sodass diese von einheimischen Tierarten übertragen werden mussten, zu denen die Patienten direkten Kontakt gehabt haben müssen.

Laut Anja Berger müssen die Tiere aber nicht zwingend selbst erkrankt sein. Die Häufigkeit der Erkrankung lässt sich aus den Zusendungen an das LGL nicht beurteilen, auch wenn die Meldepflicht seit Juli 2017 auf alle toxigenen Corynebakterien erweitert wurde ‒ möglicherweise werden nicht alle Erkrankungen erkannt. Zudem ist eine Zunahme der Erkrankungen durch die Zahlen nicht sicher belegt, da es sein könnte, dass die Erkrankung aufgrund der verbesserten technischen Ausstattung der vorgeschalteten Labors lediglich häufiger erkannt wird.

Sicher ist jedoch, dass die Hautdiphtherie durch C. ulcerans in Deutschland auftritt und höchstwahrscheinlich in vielen Fällen durch Haustiere erfolgt. Das Robert Koch-Institut (RKI) hält aber auch eine Übertragung durch nicht pasteurisierte Milchprodukte für möglich.

HINTERGRUND:
Eine Hautdiphtherie führt zu Ulzerationen, die meist an den Beinen auftreten ‒ meist handelt es sich um Mischinfektionen mit A-Streptokokken und/oder Staphylokokken.

QUELLE:
► Epidemiologisches Bulletin Nr. 8 des RKI vom 22.02.2018

Univ.-Prof. Dr. Walther Heeschen
Dipl.-Ing. Agr. Jan Peter Heeschen

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